Wie Waschkunst entstand


Hier seht ihr mich auf einem meiner Märkte im letzten Jahr.


Es begann alles am 1. November 2014! Oder doch schon 1980? Nun ja, wie auch immer, beginnen wir am Beginn.

Am 2. April 1980 ging ich als damalige Studentin der amerikanischen Literatur in die USA, um dort ein Auslandsjahr zu absolvieren. Ich landete an der Westküste, in Portland, Oregon, und ich war so fasziniert und begeistert von der dortigen Landschaft, der Freundlichkeit der Menschen und dem noch stark vorherrschenden Hippieleben, dass aus dem 1 Jahr 18 Jahre werden sollten.

Hippieleben:

Ich begann, mich mit bioregionalem Gemüseanbau, der Kräuterlehre, pflanzlichen Färbemöglichkeiten von Naturfasern, Weben, der Butter - und Käseherstellung, kurz allem, was man selbst herstellen und verwenden konnte, zu beschäftigen. Auch durfte ich Einblicke in indigene Lebensweisen und Heilmethoden der amerikanischen Ureinwohner gewinnen und ich wurde Teil einer bioregionalen, grünen Bewegung.

Nebenher studierte ich weiter an der Portland State University und fühlte mich wohl.

Akademisches Leben:

Doch als ich meinen Master in Germanistik und Amerikanistik beendet hatte, war die Frage, wie nun weiter? Ganz Hippieleben oder ganz Akademie? Ich konnte mich einfach nicht festlegen. Also vertagte ich die Entscheidung und ging nach Seattle, um dort zu promovieren. Schnell bemerkte ich, dass beides nicht zu schaffen war, und so wurde die Universität nun meine Welt. Ich unterrichtete Literatur, feministische Philosophie und Deutsch als Fremdsprache, doch so ganz zufrieden war ich mit diesem Lebensentwurf nicht.

Rückkehr nach Deutschland:

1997 kam ich - aus verschiedenen Gründen - endgültig nach Deutschland zurück und hatte das große Glück, eine 50% Stelle an der Universität Stuttgart zu erhalten. Die Arbeit machte mir zwar Spaß, aber sie war auch sehr intellektuell und verkopft. Und irgendwie fehlte mir immer mehr das, was ich 1980 in den USA entdeckt hatte: der Bezug zur Natur, das künstlerisch Kreative, das Geerdete. Und so begann meine Suche nach einer Balance, die mich beides leben ließ, das Wissenschaftliche und das Kreative.

Seifenleben:

Am 1. November 2014 belegte ich einen Seifenkurs an der vhs Stuttgart und wollte, da ich in der Schule eine 5 in Chemie hatte, eigentlich gar nicht hingehen. Doch mein Mann überredete mich und lieferte mich an der Tür ab. Bis dahin hatte ich immer gedacht, Seifen seien einfallslos, weiß oder beige und würden die Haut bestenfalls nicht zu sehr austrocknen. Wie erstaunt war ich, als ich sah, welche Kunstwerke man aus Seifen herstellen kann! Welche Zutaten man verwenden und selbst bestimmen konnte, was auf der Haut zurückbleibt. Dass es einen Riesenunterschied zwischen herkömmlichen - und Naturseifen gibt! Ich war Feuer und Flamme, ging nach Hause, und fing an, selbst zu sieden ... and the rest is history!, wie man so schön sagt. Ich suchte nach einem Namen, der beides vereinen sollte, die Tatsache, dass es sich um ein Waschstück handelt und dass es sich um ein besonderes Waschstück handelt, nämlich eines, das Kunsthandwerk mit Nützlichkeit verbinden sollte. Und so entstand der Name Waschkunst.

2015 meldete ich meine Seifenherstellung im Nebengewerbe an, 2021 kam der Online-Shop hinzu. 

 

Ich siede immer noch mit der gleichen Begeisterung wie am Anfang. Seifensieden ist mein Vergnügen, meine Passion und mein Ausgleich. Und nun, da ich endlich im wohlverdienten Ruhestand bin, kann ich mich voll und ganz auf diese Leidenschaft konzentrieren. Und jede Bestellung von Ihnen, meinen Kund*innen, füllt mich nach wie vor mit Stolz und Freude.